Krankheitsbilder Aorta
Behandlungsmöglichkeiten
Konservative Therapie und was kann ich selbst tun, um vorzusorgen?
Die konservative Therapie hat zum Ziel, das weitere Wachstum und vor allem die Ruptur des Aortenan-eurysmas zu verhindern. Eine maximale körperliche Schonung ist nicht indiziert, allerdings sollten Spitzenbelastungen, die zu deutlichen Blutdruckanstiegen und zu einer Erhöhung des intraabdominellen Druckes führen, vermieden werden. Hierzu gehört das Heben schwerer Lasten (z.B. Getränkekisten). Bei sportlicher Betätigung ist das Krafttraining mit Gewichten zu vermeiden, Ausdauertraining ist zu bevorzugen.
Medikamentös wird versucht, das Fortschreiten der Erweiterung der Aorta durch die medikamentöse Therapie der kardiovaskulären Risikofaktoren zu verzögern.An erster Stelle ist hier die strenge Behandlung der arteriellen Hypertonie zu nennen. Dies geschieht im Rahmen der antihypertensiven Therapie meist mit mehreren Medikamenten unterschiedlicher Klassen, die niedrig dosiert kombiniert werden. Dadurch treten in der Regel weniger unerwünschte Wirkungen auf als bei der hochdosierten Gabe einzelner Substanzen. Zu den Medikamentengruppen gehören vor allem Beta-Blocker, ACE-/AT1-Blocker, Calcium-Antagonisten und Diuretika.
Falls Sie noch Rauchen, ist es unbedingt notwendig, das Rauchen vollständig zu beenden, da Aortenaneurysmen bei Rauchern 3-mal so schnell wachsen wie bei Nichtrauchern. Eine Reduktion des Rauchens ist nicht ausreichend. Ein gesunder Lebensstil mit wenig tierischen Fetten und viel Bewegung ist ebenfalls sehr wichtig.
Darüber hinaus ist das therapeutische Ziel, das Fortschreiten der Arteriosklerose, die in den meisten Fällen vorliegt, zu verhindern. Diese betrifft vor allem auch die Herzkranzgefäße. Bei Vorliegen einer relevanten Arteriosklerose besteht die medikamentöse Basistherapie aus einer lipidmodifizierenden Therapie, in der Regel mit einem Statin (Choles-terinsenker), und einer gerinnungsaktiven Therapie, in der Regel ASS (Thrombozytenfunktionshemmer).
Offene Operation
Bei der offen-chirurgischen Operation wird über einen Bauchschnitt bzw. über einen Schnitt am Brustkorb der erweiterte Abschnitt der Hauptschlagader durch eine sogenannte Gefäßprothese ersetzt. Dabei wird diese Prothese im Sinne eines „Ersatzrohres“ an die gesunden Anteile der Hauptschlagader angenäht. Der Vorteil dieses Operationsverfahrens liegt darin, dass nur wenige Nachuntersuchungen und sehr selten Folgeeingriffe erforderlich sind. Nachteile bestehen in der größeren Herzbelastung während der Operation, dem größeren Zugangsweg mit Eröffnung der Bauchhöhle und in der längeren Erholungsphase nach der Operation.
Endovaskuläre (minimalinvasive) Operation
Bei der minimalinvasiven Operation (EndoVascular Aneurysm Repair) wird eine zusammengefaltete Stentprothese über die Leistenschlagadern in die Hauptschlagader eingebracht und dort unter Röntgenkontrolle entfaltet. Nun fließt das Blut durch die in der Hauptschlagader liegende Prothese und nicht mehr durch das Aneurysma. Der Vorteil dieser Methode ist die geringe Herzbelastung, so dass dieses Verfahren auch bei herzkranken Patienten angewandt werden kann. Darüber hinaus erfordert die Operation nur zwei kleine Schnitte in der Leiste, eine sehr rasche Erholung nach der Operation ist die Regel.
Zur Behandlung von längerstreckigen Aneurysmen können u.U. Spezialprothesen notwendig sein, die kleine Öffnungen oder Ärmchen besitzen, um betroffene Organarterien miteinbeziehen.
Allerdings erfordert dieses Verfahren gelegentlich Folgeeingriffe, die jedoch meist über risikoarme Katheterverfahren durchgeführt werden können. Darüber hinaus müssen langfristig regelmäßige Nachuntersuchungen mittels Ultraschall und Computertomographie (CT) erfolgen.
EVAR bei AAA
Welches Therapieverfahren ist für mich das Richtige?
Zu welchem Therapieverfahren wir Ihnen raten, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht alle Patienten sind bezüglich Form und Lokalisation gleichermaßen für beide Therapieverfahren geeignet. Hinzu kommt, dass nicht alle Patienten aufgrund ihrer Begleiterkrankungen für eine offene OP geeignet sind.
In unserer Klinik werden ca. 70% der AAA-Patienten endovaskulär behandelt. Jüngeren, ansonsten fitten Patienten, empfehlen wir auf Grund der niedrigeren Rate an „Korrekturoperationen“ häufig auch eine offene OP.
Individuelle Planung und Beratung
Wenn bei Ihnen ein Aortenaneurysma mit komplexer Anatomie und einer Behandlungsindikation festgestellt wurde, erfolgt die Besprechung der Befunde in unserem interdisziplinären Gefäßboard (Gefäßchirurgie, Radiologie, Kardiologie), um eine bestmögliche Therapie mit allen Fachdisziplinen zu klären. Oberstes Ziel ist es, eine individuell optimierte Therapie anzubieten. Selbstverständlich wird hierbei auch der Patientenwunsch berücksichtigt. Gerne erklären wir Ihnen, welche Therapie für Sie am besten geeignet ist.
Parallel wird in den meisten Fällen die Möglichkeit einer schonenden endovaskulären Versorgung mit spezieller Planungssoftware und in enger Absprache mit den zuständigen Herstellern geprüft.